Kritiken

„Moderne Orgelmusik“, Friedbert Streller über die Uraufführung von „Klangströme für Orgel“,SZ, 26.4.1993

„Die Uraufführung von Thomas Kupsch, eines Absolventen der hiesigen Musikhochschule, Schüler von Prof. Lischka und Prof. Krätzschmar, "Klangströme" genannt, stellte in vier Teilen strömenden Orgelklang in den Raum, kontraststark in vier Sätzen, präludienhaft am Anfang, sich steigernd (eine originelle Adaption der sogenannten Minimal Musik amerikanischen Ursprungs), auspendelnd in einem Epilog von ruhigen Tonkombinationen. Romantisch-emotionale Klangbildungen nicht ausweichend, erwuchs hier eine Trauermusik, die unmittelbar ansprach“.


„Altes und Neues reizvoll verbunden", Friedbert Streller über die Uraufführung der „Triophonie", SZ, 1.7. 1993

„Als Uraufführung des Abend erklang "Triophonie" für Flöte, Harfe und Schlagwerk von Thomas Kupsch, ein klanglich apartes Werk, das unter dem Band der melodisch führenden Flöte erstaunlichste Kombinationen der Schlagzeugbatterie zugab, gelegentlich akzentuiert von Einwürfen der der Harfe - ein interessantes Klangbild. Angeregt durch Dichtungen des Guatemalteken M.A. Asturias trug es die exotisch klangsinnliche Atmosphäre“.


„Erfassbare Moderne“ Wolfgang Gubisch über die Uraufführung der „Fragmentarien“ in SZ, 28.2.1994

„Kupsch drängte nach klarer Aussage, schuf spannende Handlungswege, die er hart-fordernd, aber auch zart-zurückhaltend zu Motiven klanglichen Gegeneinanders formte, dabei Grenzwerte der Instrumente erreichte, die er - gesteigert - dem beruhigenden Kontrafagott zuordnete, das - mit Unterstützung des Klaviers - mit breiten, liegenden Akkorden und suggestiv betupften Arpeggien den harmonischen Ausgleich fand. Virtuos dabei Tatjana Zenziper (Klavierstudium St. Petersburg). Kupschs emotional gesteuerte Leistung wurde begeistert aufgenommen“


„Musikalische Positionen junger Komponisten“, Wilhelm Hübner über die Uraufführung von "quasi concerto per piano" in den "Dresdner Neusten Nachrichten" 7.10.1994

„Hinsichtlich des Gebotenen hatte ich den Eindruck eines Abrückens von geistvollen Spielereien, einer ‚Modernität’ um jeden Preis, Streben nach "Sinn" für den hörenden Menschen, keine Angst mehr vor Dreiklängen (Nach Hindemith der Kristall der Musik). So im ersten Teil "...quasi concerto per piano" von Thomas Kupsch (mit Bettina Otto als Solistin) und ‚Erosion IV’ von Henry Koch, beide Dresdner Komponisten. Spekulatives nur, soweit es im Hören als Transzendenz erlebter oder erahnter Wirklichkeit erkennbar ist: traditionelle Denkmodelle (im Einklang mit den Naturwissenschaften) als Spezialfälle auch im Chaos vorhandener Gesetzmäßigkeit zu sehen, so etwa im ‚concerto’ das sich ergebende cis - Moll als experimentell gefundenes Modell auf bestimmte Fragestellungen“.


„Von Motetten und Sonetten", Werner Wolf über die Uraufführung von "Osservazioni" Leipziger Volkszeitung, 21.11. 1994

„Zarte Tönungen prägen auch die in diesem Konzert uraufgeführten ‚Osservazioni’ (Betrachtungen) für Altflöte, Englisch -Horn, Bassklarinette, Harfe, Klavier und Streichquintett des 35jährigen Dresdner Komponisten Thomas Kupsch. Ruhende Klänge und gänzlich verschiedenartige Bewegungen führen zu verhaltenen, doch stets farbenreichen Bildern“


„Verinnerlichte Trauer um die Toten von einst und heute“, Frank Geißler über die Uraufführung des "Stabat Mater", Dresdner Neuesten Nachrichten vom 15.2.1995

„Das gilt auch für den Komponisten Thomas Kupsch, der sein Stabat Mater für Chor und Orchester in Gedenken an die Opfer von damaliger und an die Opfer heutiger Kriege schrieb. Man hörte ein sehr gelungenes Werk, eine Musik der starken Emotionen und extremen Kontraste. Aufschreihaft bauten sich die Klänge des Chores bis zu grellen Höhen in den Sopranen auf. Blechbläser, Pauken, große Trommel forcierten die Spannung, die dann in späteren Abschnitten des Werkes zu einer mehr verinnerlichten Trauer vertieft wurde. Der 1959 geborene Dresdner Komponist geht, so wurde bei diesem Werk wieder deutlich, ohne Berührungsängste zur Tradition seinen individuellen Weg, verbindet mit ausgeprägtem Formbewusstsein Gegensätzliches, setzt mit der Entfesselung von Klangmassen genauso wirkungsvoll Akzente wie mit Verhaltenheit. Nicht nur im Publikumsandrang, sondern auch in der Interpretation fand er Idealbedingungen für diese Uraufführung. Der Einsatz der Chöre, die große Intervallschritte und eine nicht einfache Rhythmik zu bewältigen hatten und denen ein sehr klares Klangbild gelang, sei hier genauso hervorgehoben wie die ausgezeichnete Leistung der Instrumentalisten. Christfried Brödel arbeitete als Dirigent die markanten Spannungen und Kontraste des Werkes heraus, dabei waren innere Ausgewogenheit des Gesamtklanges und Durchhörbarkeit immer erstaunlich gut“.


Uraufführung "Stabat Mater", Friedbert Streller SZ vom 15.2.1995

„Begleitet von dem Orchester ‚Sinfonietta’ erwies sich das neue Werk als eine nicht nur überzeugende, sondern auch anrührende Vertonung der uralten, schon vielfach musikalisch interpretierten Sequenz. Die Ausdruckssprache modernster Klangmittel, die in äußerst variabler Klanglichkeit und Akzentuierung dem Text nachging, in orchestralen Zwischenspielen vorbereiteten an- oder die Aussage der dreimal zwei Dreizeiler nachklingen ließ, war von bewegender Intensität. Gespannte Stille verbreitete sich im Saal, ließ spüren, dass das Stück von unmittelbarer Wirkung war“.


Darryl Rosenbergs Klavierkonzert im Dresdner Kulturrathaus, Peter Zacher über die Uraufführung der „Reflections on Hopper", Dresdner Neuesten Nachrichten, vom 28.10.1996

„Geradezu unheimlich wird mir der Dresdner Thomas Kupsch. Bisher war ich von ihm eine ziemlich struppige und unhandlich materialorientierte Musik gewöhnt. In seinen "Reflections on Hopper" überrascht er mit einer Absage an Avantgardismus der Form und setzt an dessen Stelle einen sensiblen Umgang mit Farben, die durch Nachdenklichkeit besonders stark wirken. Etwas irritierend, aber wohl eine Konsequenz des Neuen, sind Romatizismen. Man muss gespannt sein, was da noch alles kommt“

"Gelungener grenzüberschreitender Einsatz für modernes Musikschaffen" (Gerhard Böhm in der DNN vom 5.5.1997 über die Uraufführung von Vent quintuple durch das Trondheimer Bläserquintett.

„Im besonderen Maße galt das für den jungen Dresdner Komponisten Thomas Kupsch, der mit seiner Uraufführung wohl den interessantesten Teil des Abends beisteuerte. Phantasie und Konstruktion gingen hier eine glückliche Ehe ein, das Klangmaterial war sorgfältig gewählt und ausgehört, Übergänge und Kontraste sinnfällig eingesetzt“.


Perfekt und provozierend" Sinfonia ma non tanto, Friedbert Streller, SZ vom 22.3.1998

„Der Dresdner, sinfonisch kompakt arbeitend, mit großer Geste in drei zyklisch gedachten Werken im Adagio-Charakter. Es waren Meditationen in verschiedenen instrumentalen Aussageformen. Eine einsätzige "Sinfonia ma non tanto" war trotz ihrer nur zehn Minuten Dauer eine im Gestus vollgültige Sinfonie. Ausdrucksstarke Kollisionen, die aus tragischem Beginn herausdrängen und von weitgespannten melodischen Gebilden kontrastiert werden. Yossi Arnheim, der Widmungsträger des "Concerto con flauto", brachte die Dialoge mit dem klanglich atmosphärereichen Orchester zu bewegender Wirkung. Dank dieser Interpretation hinterließ diese Aufführung einen nachhaltigen Eindruck“.


Musikalischer Dialog statt eitlen Virtuosentums, Oratoire polychrome, Peter Zacher in der DNN 2.11.1999

„Der Komponist Thomas Kupsch war von der Intensität, mit der sich Alexander von Brück mit der Partitur des ‚Oratoire polychrome’ befasst hat, schon lange vor der Uraufführung äußerst angetan. Kupsch hat ein Stück geschrieben, das äußerlich einem klassischen Instrumentalkonzert zum Verwechseln ähnlich ist. Aber diesem Genre bringt der Komponist gesundes Misstrauen entgegen und so setzt er nicht auf einen bravourösen Solopart, mit dem ein eitler Solist prahlen könnte, sondern auf ein dialogisches Musizieren. Das war bei der Aufführung durch Christoph Gerbeth, Oboe d’ amore und das Orchester der Landesbühnen unstreitig vorhanden“. Der Solopart hat einen erzählenden Charakter. Manches ist rhapsodisch, frei in der Form und Gestaltung, dabei ohne Schwatzhaftigkeit. Was der Solist zu sagen hat, hat kaum Redundanz. Kupsch hat nicht drauflos geschrieben; er wühlt auch nicht in der Beliebigkeit des Materialeinsatzes. Sein neues Werk ist eher durch Verknappung der Mittel gekennzeichnet. Das bedeutet aber keine Eintönigkeit. Im Gegenteil, Kupsch entlockt dem Orchester große Vielfalt. Ruhige und sanfte Akkordblöcke am Anfang, im weiteren Verlauf Facetten unterschiedlichster Farbtönungen, aber auch pulsierende Erregungszustände, deren Agitato jedoch schnell wieder abebbt. Der Grundton bleibt lyrisch verhalten, die Relation von Spannung und Entspannung ist ausgewogen. Arpeggien von Klavier und Harfe assoziieren den Typ des Concerto grosso ebenso wie die Aufteilung der Streicher in drei Gruppen. Die räumliche Wirkung, die Kupsch angestrebt hat, kam allerdings nicht zum Tragen. Der Schluss ist kein endgültiger Punkt, sondern ein Fragezeichen – vieles bleibt offen, bleibt im Sinne Ives eine unbeantwortete Frage“.


Klangzauber von berückender Wirkung, Oratoire polychrome, Friedbert Streller in der SZ vom 2.11.1999

Das Werk erwies sich als eine Elegie von besonderem Klangzauber. Dem Solisten stand ein Ensemble von drei Streichquartetten gegenüber, das von zwei Kontrabässen und Kontrafagott getragen wurde und durch Schlagzeug, Klavier, Cembalo und Harfe besondere Akzente erhielt. Damit wurde eine klanglich reizvolle, berückend ‚romantische’ Atmosphäre geschaffen, zu der sich die Oboe d’ amore führend oder auch verwahrend in Beziehung setzte. Christoph Gerbeth, Solooboist des Orchesters, gestaltete dfie Partie des barocken Instruments in ausdrucksstarker Weise und ließ diese 15minütige Elegie, die an Erfahrungen des Komponisten mit ähnlich gelungnen Kompositionen für Klavier und Flöte ansetzte, zum Ereignis werden. Der Eindruck war von so bewegender Wirkung, dass nach stürmischem Beifall Dirigent und bestens animiertes Ensemble das Werk noch einmal boten. Das ist selten für ein zeitgenössisches Werk!“


Untergehende Sonne als Parabel, Soleils Couchant, Johannes Seitz in der SZ, 25.5.2001

„Auf dissonanten Klängen entwickelt Kupsch eine eigenwillige, emotional ansprechende Interpretation der Verlaine Textes über die untergehende Sonne. Manchmal melancholisch, dann wieder mit beklemmender Bedrücktheit werden die Texte durch betrachtende Zwischenspiele des Ensembles eigenwillig fraktioniert. So entsteht, auch in der verfremdenden Vokalfärbung, eine Deutung des Dichters, die weit über die im Programmheft enthaltene Nachdichtung hinaus geht. Die untergehende Sonne wird zur Parabel, zum Stimmungsbild, von dem man sich anrühren und ansprechen lassen kann“.


Untergehende Sonne, Soleils Couchant, Friedbert Streller in der SZ, 29.5.2001

„Im Mittelpunkt stand als beeindruckende Uraufführung „Soleil Couchant“ nach einem Text von Paul Verlaine von Thomas Kupsch. Hier entfaltete sich eine eigene Klangwelt von besonderem Reiz unter der tragenden Vokalpartie des Soprans, von Antje Kahn ausdrucksstark erfasst. Geschickt war jene Klangwelt mit Textpassagen von träumerischer Verlorenheit und Trauer gestaltet, die in kürzeren und längeren instrumentalen Zwischenspielen nachempfunden wurde. Faszinierend, stimmungsvoll, einfach hinreißend!“


„Glühendes Messer, „Tempus resonare“, Kritik, SME in der Westdeutschen Rundschau, 30.11.2005

Sein umfangreiches Werk „Tempus resonare“ erfordert überdimensionale Orchesterbesetzung, die er freilich sehr differenziert und feingliedrig einsetzt – in Extremen zwischen Eile und Ruhe, zögernd und gedrängt. ‚Nachschwingende Zeit’ will fließende Zeit deutlich machen. Dabei greift er auf traditionelle Elemente, Vergangenes zurück und findet zugleich zu sehr Neuem – massive Klangtürmungen mit erstaunlichen Eindrücken, die man so noch nicht gehört zu haben glaubt“.


„Verhaltener Auftritt eines Stars“, „Tempus resonare“ Martina Lode-Gerke, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 30.11.2005

„Kontrastreich ist auch die Komposition ‚Tempus resonare’ von Thomas Kupsch, die am Montag ihre Uraufführung erlebte. Der Dresdner Komponist setzt in seinem gut 30minütigen Werk bei der Satzfolge auf die klassische Abfolge von ruhig und bewegt, verlässt die traditionellen Pfade des in diesem Jahr entstandenen Werks nicht. Stellenweise gibt es schöne, melodiöse Momente, suggestiv ist die Klangsprache“.


„Musikalische Erinnerungen“, „Tempus resonare“, Julia Gaß, RN, 30.11.2005

„’Nachschwingende Zeit’ heißt das Orchesterwerk von Thomas Kupsch, das die Philharmoniker unter Leitung von Arthur Fagen am Montag uraufgeführt haben. Erinnerungsmotive an andere Epochen lässt der 46jährige in fünf Sätzen fließen, miteinander verschwimmen, peitscht sie mit Orffscher Percussionsgewalt auf und führt sie in den beiden zarten Intermezzi in apokalyptische Klanggefilde. Die Licht- und Schattenwirkung dieser Musik stellte Fagen mit einem konzentrierten Dirigat heraus, lichtete die Klangknäule immer wieder auf und ordnete diffus flirrende Melodiegespinste“.


„Longe“, Kein Grund für heiße Tränen, Reinhold Lindner, Frei Presse, 17.1.2009

„Mit der Uraufführung der Komposition ‚Longe’ von Thomas Kupsch wurde das Konzert um ein ebenfalls sehr farbenreiches und rhythmisch bewegtes Werk bereichert. Der Komponist lebt zeitweise in Brasilien, diese Musik ist stark beeinflusst von südamerikanischem Temperament und gruppiert sich um die Vertonung von Versen der brasilianischen Lyrikerin Adalgisa Nery. Aber auch hier begleitet das Orchester nicht im üblichen Sinn, es vollzieht eher ein Dialog der Gesangsstimmen untereinander und des Orchesters. Miriam Sabba, Sopran und Guido Kunze, Bariton, berührten mit lyrischem liedhaftem Ton die Gefühle von Trennung und Sehnsüchten über weite Entfernungen, deren Orte jeweils in den Farben des Orchesters anklingen. Das Werk kam gut an, die Interpreten wie der Komponist bekamen viel Beifall vom Freiberger Konzertpublikum“.


„Elenchus, Ein Dinosaurier im Herkulessaal, ,Alexander Strauch im Kulturvollzug München´, 11.3.2011

„Die Uraufführung „Elenchus“ für Orchester des anderen Dresdner Thomas Kupsch, geboren 1959, entledigte sich dagegen des Neuen Musikmaterials als eine Art ‚Gegenbeweis’, was der Titel übersetzt bedeutet. Es begann leise in septgetrübtem Moll. Immer wieder hörte man Einsprengsel von Harfe und Schlagzeug, Glissandi auf Klaviersaiten, Effekte, die es bereits im vorigen Stück zuhauf gegeben hatte. Hier aber erhielten sie durch das gewohnt „tonale“ Umfeld eine eigene Aura, bäumten sich in kräftigen, nicht unangenehmen Crashbecken-Attacken auf. Was bei Jörg Herchet zum bloßen Zitat geführt hatte, war hier trotz Heterogenität integraler Bestandteil. Man stellte wieder mal Frappierendes fest: sobald ein Orchester wie ein klassisch-romantisches Orchester spielen darf, klingt es wunderbar, selbst ödere Einwürfe werden mit hohem Ernst exerziert“.


Elenchus, Großes Rauschen, Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung, März 2011

„Thomas Kupsch verneigt sich in ‚Elenchus’ tief vor der Schönheit des spätromantischen Streichermelos“.